8. März 2021: Ein etwas unheimliches Jubiläum

Liebe FreundInnen, liebe PartnerInnen,
liebe Mitglieder von Solidarité femmes

Just 100 Jahre ist es her, dass der internationale Weltfrauentag zum ersten Mal an einem 8. März begangen wurde! Traditionell werden an diesem Datum Frauenanliegen sichtbar gemacht, von der Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs über Lohngleichheit bis zum legendären Frauenstimmrecht. Ob es im vergangenen Jahrhundert je einen anderen Frauentag gegeben hat, an welchem das Sichtbarmachen dieser Themen in der Öffentlichkeit so verunmöglicht wurde wie dieses Jahr?

Auch wir müssen andere Kanäle wie diesen nutzen, um auf die bittere Notwendigkeit unseres Angebots aufmerksam zu machen. Denn: Während die Strassen leer blieben, um der Pandemie entgegenzuwirken, nahmen hinter den Vorhängen innerfamiliäre Spannungen und somit leider auch die Gewalt gegen Frauen und Kinder zu. Dies belegen eindrücklich die Zahlen, welche die Kantonspolizei Bern am 26.02.2021 publiziert hat: Die polizeilichen Interventionen wegen häuslicher Gewalt stiegen 2020 gegenüber dem Vorjahr um 40% auf über 1300 Fälle. Längst nicht alle der betroffenen Frauen und Kinder kennen und finden den Weg zu einer Opferhilfestelle. Immerhin war es uns aber möglich, 453 Frauen und Kindern eine ambulante Beratung anzubieten, während im Frauenhaus 44 Frauen und 45 Kinder Unterschlupf fanden.

Darum umso mehr die dringliche Bitte: Tragen auch Sie im Rahmen Ihrer Möglichkeiten dazu bei, dass auch im laufenden Jahr die Betroffenen von häuslicher Gewalt den Weg zu uns finden, und wir ihnen helfen können, das Geschehene einzuordnen, ihre Rechte wahrzunehmen und ihr Leben neu zu organisieren und gestalten.


Die Praktikantin im Frauenhaus: Unbeschwerte Momente schaffen

Unsere Praktikantin hat ihr Praktikum im Kinderteam des Frauenhauses Biel auch unter erschwerten Umständen begonnen und ist weiterhin sehr engagiert dabei, den Frauen und Kindern im Frauenhaus trotz Abstands- und Hygieneregeln einen möglichst familiären und angenehmen Aufenthalt zu bieten. Sie ist 26 Jahre jung, studiert Soziale Arbeit an der Fachhochschule in Olten, zu ihren Hobbies zählen Skaten, Schwimmen (am liebsten in der Aare oder im Meer), Kochen und Gestalten. Wir haben ein kleines Interview mit ihr realisiert:

Wie würde dich deine beste Freundin beschreiben?
Herzlich, lustig, friedliebend, loyal und ein kleines bisschen verträumt.

Was hat dich dazu bewogen, ein Praktikum bei SF zu machen?
Keine andere Institution trägt in meinen Augen einen so wunderbaren und vielbedeutenden Namen. Solidarität verkörpert für mich einen der Grundwerte der Sozialen Arbeit und eine der schönsten Fähigkeiten des Menschen. Sich im beruflichen Rahmen mit anderen Frauen zu solidarisieren, welche sich aktuell in einem schwierigen Lebensabschnitt befinden, halte ich für eine sehr wertvolle und erfüllende Aufgabe.

Was sind deine Aufgaben als Praktikantin?
Mein Praktikumsalltag gestaltet sich sehr abwechslungsreich. Meine Arbeitswoche beginnt jeweils mittwochs. Nach einem langen Sitzungsmorgen, verbringe ich mit den Kindern aus dem Frauenhaus abenteuerliche und lustige Nachmittage an der frischen Luft. An den darauffolgenden Tagen leiste ich als Teil des (stationären) Kinderteams Bezugspersonenarbeit und bin jeweils zuständig für eines der Kinder, welches ich während seiner Zeit im Frauenhaus begleite. Bei gemeinsamen Gesprächen oder Aktivitäten versuche ich, die Bedürfnisse des Kindes zu erkennen, um so bestmögliche Unterstützungsangebote zu schaffen. In erster Linie ist jedoch wichtig, dem Kind eine Vertrauensperson zu sein und stets ein offenes Ohr zu haben. Auf der Beratungsstelle erledige ich Hintergrundarbeit, sitze Aufnahme- und Beratungsgesprächen bei oder führe sie selbständig. Eines meiner Hauptaufgabengebiete bleibt aber die Kinderanimation, wo mir unter anderem das Leiten des Malateliers viel Freude bereitet.

Was machst du besonders gerne?
Besonders gerne erlebe ich lustige, unbeschwerte und fröhliche Momente gemeinsam mit den Frauen und Kindern aus dem Haus sowie mit meinen Mitarbeiterinnen. Davon gibt es glücklicherweise ganz viele.

Welches ist dein Highlight bisher in der Arbeit bei SF?
Das schönste an meiner Praktikumszeit bisher war es, auf eine neue Art zu erleben, wie stark Frauen sind. Zu sehen, was wir Frauen erreichen, wenn wir füreinander einstehen, ist eine Erfahrung, die ich nie mehr missen möchte.

Was findest du besonders herausfordernd?
Ich erlebe es als sehr schwierig, wenn ich merke, auf welch negative Art ein Menschenleben durch sinnlose Gewalt beeinflusst werden kann, insbesondere bei den Kindern. Es stimmt mich traurig, wenn ich erkenne, wie Kinderseelen durch die Konsequenzen der häuslichen Gewalt geprägt werden.

Wie hat sich dein Blick auf das Thema der Häuslichen Gewalt verändert, seit du hier arbeitest?
Mir war zu Beginn des Praktikums bewusst, dass die häusliche Gewalt eine Realität ist, in der viele Frauen und Kinder leben, jedoch haben die statistischen Zahlen mit der Arbeit hier Gesichter erhalten. Diese Erfahrung zu machen, war nicht nur einfach, jedoch hat sie mir gezeigt, wie eminent wichtig Vereine wie SF für unsere Gesellschaft sind. Diese Erkenntnis motiviert mich, meinen Beitrag zu leisten und spornt mich an, gegen Missstände in unserer Gesellschaft anzukämpfen und für die Betroffenen einzustehen.

Wage einen Blick in die Zukunft des Frauenhauses Biel:
Im Frauenhaus in Biel werden auch in Zukunft Probleme, Ängste und Sorgen besprochen werden. Noch viel häufiger wird jedoch getröstet und gelacht, gekocht, gegessen, gespielt, getanzt und gesungen werden, es werden neue Perspektiven geschaffen, Hoffnung geschenkt und Mut gemacht. Besonders daran, da bin ich mir sicher, wird sich in Zukunft nichts ändern. Ich wünsche mir, dass das Frauenhaus in Biel noch viele Jahre bestehen bleiben wird und so schutzbedürftigen Frauen und Kindern als zu Hause dienen kann. Dies stets in der Hoffnung, dass es in der Zukunft weniger Frauen sein werden, die darauf angewiesen sind.


Merci!

Die Begleitung von Frauen und Kindern sowie die Präventionsarbeit sind nur dank Ihrer wertvollen Mitarbeit und grosszügigen Unterstützung möglich. Für eine Spende können Sie unser Postcheckkonto (IBAN : CH04 0900 0000 2500 9042 1, Stichwort « Spende ») benützen oder über unsere Homepage www.solfemmes.ch spenden. Vielen Dank!

Bleiben Sie gesund!

Solidarité femmes Biel und Region